Besigheim und seine Künstler
Die Malerstadt
Besigheim zählte im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert zu den beliebtesten Motiven in der Landschafts - und Veduten Malerei in Württemberg.
Erstaunlich ist, dass eine große Zahl von Künstlern Besigheim als Motiv wählte. Noch
überraschender ist, dass die Oberamtsstadt offensichtlich von Karlsruhe und Stuttgart bis
Berlin in Künstlerkreisen bekannt war. Dies wirft die Frage nach den Gründen der Attraktivität
Besigheims für Maler, Zeichner und Graphiker auf.
Die spektakuläre Lage der Stadt zwischen Enz und Neckar stellt wohl einen Hauptgrund für ihre Beliebtheit als Künstlermotiv dar. Besigheim verfügte nicht nur über eine malerische Schauseite, sondern ließ sich aus verschiedenen Himmelsrichtungen und von den umliegenden Höhenzügen immer wieder überraschend anders sehen. Die hoch gelegene Kernstadt, eng umschlossen von zwei Flüssen, reizte viele Künstler zu Darstellungen sowohl der Enzpartie als auch der Neckarseite. Letztere hat heute ihre Anziehungskraft auf Künstler weitgehend eingebüßt.
Ein weiteres für Künstler anziehendes Moment war neben der exponierten Lage, sicher die noch sehr mittelalterlich anmutende Besigheimer Kernstadt. Obwohl bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts viele Elemente der mittelalterlichen Stadtbefestigung entweder ganz beseitigt oder zumindest reduziert worden waren, scheint dies den Ruf Besigheims, ein für Künstler lohnendes Ziel zu sein, nicht geschadet zu haben.
Den Ausschlag für viele Künstler, in Besigheim zu malen, ergaben sich wahrscheinlich durch die persönlichen Kontakte der Künstler unter sich. Auch die Empfehlungen von Kunstprofessoren an die Studenten stehen sicher in diesem Zusammenhang. Bezeichnenderweise enden alle Beziehungslinien zwischen den Akademien Stuttgart, Berlin und Karlsruhe bei Gustav Schönleber in Karlsruhe. Als gebürtigem Bietigheimer war ihm aus seinen Kindertagen mit die Stadt vertraut, weil er verwandtschaftliche Beziehungen hierher hatte. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass er stets neue Motive in der Stadt fand. Bereits 1880, also im 29. Lebensjahr, wurde er an die Karlsruher Kunstschule berufen. Dort waren beispielsweise Friedrich Kallmorgen und Adolf Luntz seine Meisterschüler, beide waren gern gesehene Maler in Besigheim. Kallmorgen wurde 1901 zum Professor an die Kunstakademie Berlin berufen. Dort waren schließlich Fritz Wildhagen und Richard Duschek seine Schüler.
Richard Duschek hatte einen sehr großen Anteil daran, den Ruf Besigheims als Malerstadt zu festigen. Schon in jungen Jahren kam er mit seinen Berlinern Malfreunden hierher und lernte dabei seine 2. Frau Olga kennen. Nach dem 2. Weltkrieg übersiedelte er endgültig von Berlin nach Besigheim. Richard Duschek verstarb 1959. 2009 hatte die Stadt anlässlich seines 50. Todestages eine große Ausstellung seiner Werke zusammentragen lassen.
Bekannte Maler, die Besigheim mit ihren Bilder den Ruf als Malerstadt begründet haben, sind:
Adolf Closs, Rudolf Hirth du Frênes, Otto Dieterle, Richard Duschek, Franz Xaver Hoch, Felix Hollenberg, Georg Lehmann-Fahrwasser, Friedrich Kallmorgen, Gottlieb Löffler, Adolf Luntz, Christian Mali, Hans Prentzel, Gustav Schönleber, Fred Stelzig, Adolf Gustav Thamm, Friedrich Trost, Fritz Wildhagen, Richard Weegmann, Carl Wittek.